11-Loch-Kamera: Von den Anfängen und dem letzten Bild

Von den Anfängen – Kameras ohne Linse, Bilder mit Tiefe

Die Kunst, Licht durch ein Loch zu denken

Am Anfang war das Licht – und ein Loch. 1990 baute Thomas Kellner seine erste Lochkamera und tauchte ein in eine stille, meditative Technik ohne Objektiv. Statt durch Linsen führte allein eine kleine Blendenöffnung das Licht auf den Film. Was einfach klingt, eröffnete einen Kosmos experimenteller Möglichkeiten.

1993 folgten zwei Kameras, die für Kellners fotografisches Denken wegweisend werden sollten. Die erste: ein Apparat, der einen gesamten 35-mm-Film über 1,4 Meter Länge seitlich beidseitig belichten konnte – mit 20 Blendenöffnungen und einem radikalen neuen Blick auf das Material. Die zweite: eine Flachfilmkamera für 18×24 cm großes Filmmaterial, das er selbst schnitt und mit elf runden Bildkreisen überlappend belichtete.

Fragmente, die zu einer Einheit finden

Kellners Verfahren spielte mit Überlagerungen und Lichtintensitäten. Die Bildkreise der Lochblenden überlappten sich in ihrer Helligkeit so präzise, dass sich ein gleichmäßiger Gesamteindruck ergab – scheinbar aus einem Guss, und doch aus Fragmenten zusammengesetzt. Diese Ästhetik des Übergangs wurde zum Markenzeichen.

Erste Serien – Themen, die bleiben

Mit diesen Kameras entstanden zwischen 1993 und 1997 erste Serien – Natur, Architektur, Bewegung. Alles wurde mit dieser unprätentiösen Technik durchdrungen und neu gesehen. Kellner entwickelte einen Blick, der fragmentiert, dekonstruiert und dennoch zu einer eigenen fotografischen Ordnung findet.

Das letzte Bild – ein eleganter Schlusspunkt

Mit dem Ende dieser Phase 1997 schließt sich ein Kreis: Das letzte Bild der Serie ist keine Abkehr, sondern ein eleganter Übergang. Es steht für einen Künstler, der sich nicht an Technik klammert, sondern sie formt, um neue Wege zu gehen. Die "11-Loch-Bilder" sind frühe Zeugen einer Haltung, die Kellners gesamtes Werk durchzieht: das Forschen im Material, die Lust am Experiment, das Sehen jenseits des Offensichtlichen.

Editionen für Sammler

Viele dieser Arbeiten sind heute in Museums- und Privatsammlungen. Einige Werke sind als Vintage-Prints oder seltene Abzüge erhältlich. Jedes Bild erzählt von der Entstehung eines einzigartigen fotografischen Vokabulars.